Aktuelles

Wie laut ist ein Silvesterfeuerwerk?
29. Januar 2025
In den letzten Jahren wurde verstärkt über die Nachteile der „Silvesterknallerei“ diskutiert. Dabei wird auch immer wieder über den erzeugten Lärm und die Auswirkungen auf die Natur, insbesondere Haustiere und Vögel, aber auch auf die Menschen diskutiert. Aber – wie laut ist eigentlich ein Silvesterfeuerwerk?
Die eigentlich einfache Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Zuerst einmal muss man unterscheiden zwischen der „Schallemission“ und der „Schallimmission“.
Die Schallemission bezeichnet den Luftschall, der von einer Schallquelle abgestrahlt wird, und wird als „Schallleistungspegel“ angegeben. Auf Maschinen sieht man manchmal Schilder mit der Angabe LWA gefolgt von einer Zahl. Das ist dann der Schallleistungspegel der Maschine, der in dB(A) angegeben wird.
Was wir jedoch vom Silvesterfeuerwerk wahrnehmen, ist die „Schallimmission“, also der Schall, der letztendlich bei uns am Ohr auftritt. Die Lautstärke nimmt auf dem Ausbreitungsweg ab – das heißt, je weiter wir von der Schallquelle entfernt sind, desto leiser ist das Geräusch für uns, obwohl die Schallemission der Quelle, also die Schallleistung, gleich bleibt.
Wenn wir nun die Frage beantworten wollen, wie laut das Silvesterfeuerwerk ist, dann wäre zuerst interessant, wie hoch die Geräuschemission, also Schallleistung dieses Feuerwerks ist.
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, da das Feuerwerk aus sehr vielen kleinen Schallquellen besteht, in einer Stadt sind das Tausende von Böllern, Knallern und Raketen.
Und diese sind auf eine große Fläche verteilt. Um also die Schallleistung des gesamten Feuerwerks „auf den Punkt zu bringen“, müsste man die Geräusche in so einem großen Abstand messen, so dass all die verteilten Geräuschquellen als eine große Geräuschquelle wirken. Das ist tatsächlich aber kaum möglich, da es in Deutschland an Silvester kaum einen Ort gibt, in dem man nur die Geräusche des einen Feuerwerkes einer Stadt hört. Überall würde die Messung durch „fremde“ Böller und Raketen gestört werden.
Was wir aber messen können, ist die Schallimmission, also den Schall, der an bestimmten Orten innerhalb oder außerhalb der Stadt vom Silvesterfeuerwerk verursacht wird.
Und dieses Jahr waren wir mit unserem Messgerät Svantek SV307A mittendrin, quasi auf Augenhöhe mit den Raketen: In 40 m Höhe über den Dächern von München haben wir in der Nähe des Viktualienmarktes den Geräuschpegel des Silvesterfeuerwerkes gemessen – und so sah das dann aus:
Das ist der sogenannte Pegelzeitverlauf für den Zeitraum 22:00 Uhr bis 02:00 Uhr in der Silvesternacht. Die grüne Linie gibt die Geräuschspitzen an, die auftreten, wenn beispielsweise ein Böller oder eine Rakete explodiert. Die blaue Linie ist der sogenannte energieäquvalente Dauerschallpegel (Leq) mit einer Mittelungszeit von einer Sekunde, der von allen relevanten Geräuschquellen im Umfeld des Messmikrofones verursacht wird.
Insbesondere die Geräuschspitzen sind die Geräuschpegel, die wir momentan – zum jeweiligen Zeitpunkt – direkt wahrnehmen. Kurz nach Mitternacht trat die höchste Geräuschspitze am Messmikrofon auf mit 114,2 dB(A).
Wenn wir wissen wollen, wie laut das Silvesterfeuerwerk genau am Standort des Messgerätes war, greifen wir besser auf einen Mittelwert zurück, der jede Stunde gebildet wird. Die nachfolgende Tabelle zeigt die stündlichen energieäquivalenten Dauerschallpegel für den Zeitraum 22:00 Uhr bis 02:00 Uhr in der Silvesternacht:
In der „lautesten Nachtstunde“ zwischen 00:00 Uhr und 01:00 Uhr wurde am Messgerät ein Mittelwert von LAeq = 87,1 dB(A) gemessen.
Zur Berücksichtigung der extrem hohen Geräuschspitzen gibt es übrigens noch den sogenannten Taktmaximalpegel, der in Deutschland zur Beurteilung von Anlagenlärm herangezogen wird. Zur Bildung des Taktmaximalpegels wird jeweils der Spitzenpegel in Zeittakten von 5 Sekunden erfasst und dann gemittelt.
Der Taktmaximalpegel betrug in der lautesten Nachtstunde der Silvesternacht LAFTM = 96,2 dB(A).
So laut also war das Silvesterfeuerwerk an dieser Stelle.
Der Wert ist auch insofern interessant, als in der Münchener Innenstadt ein „Böllerverbot“ an Silvester geherrscht hat. Das bedeutet, dass es vermutlich nur wenige sehr laute Schallquellen in unmittelbarer Nähe unseres Messmikrofones gegeben hat, die das Messergebnis nach oben hätten verfälschen können. Wir haben also die Lautstärke des Silvesterfeuerwerkes relativ genau „im Auge des Sturms“ messen können.
Wir hoffen nun, dass in München durch die Knallerei alle „bösen Geister“ vertrieben wurden und wünschen Ihnen und uns ein gutes, friedliches und erfolgreiches 2025.
